!!!!!!!!!!! Preisverleihung am Freitag entfällt!!!!!!!

Am 13. Dezember haben die Heinrich Böll Stiftung Berlin und die Heinrich Böll Stiftung Bremen die Teilnahme an der Vergabe des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken an Masha Gessen abgesagt. Daraufhin hat die Verwaltung des Bremer Rathauses die Erlaubnis zur Benutzung der Oberen Rathaushalle zurückgezogen.

Wir nehmen dies bedauernd zur Kenntnis.

Zur Sache erklären wir:

Der „Hannah Arendt Verein für politisches Denken“ ist eine unabhängige Institution, die von der Heinrich Böll Stiftung und vom Senat der Hansestadt gefördert wird. Der Verein ist keine Stiftung der Heinrich Böll Stiftung.

Wir finden es bemerkenswert, dass der öffentliche Streit um das Verstehen und das Be- und Verurteilen der Terrorangriffe der Hamas auf Israel und der Bombardierung Gazas durch Israel dadurch blockiert wird, dass eine politische Denkerin boykottiert wird, die darum bemüht ist, Kenntnis, Einsicht und ein scharfes Denkvermögen in diesen Streit einzubringen.

Der „Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken“ steht für eine offene Streitkultur, für das Zulassen und das Aushalten von Kontroversen, für unangenehme Einsichten, neue Verständnisweisen und kenntnisreich geführte öffentliche Debatten.

Am Samstag, den 16.12.2023, um 11 Uhr, finden die Preisverleihung und das Symposium zu Ehren Masha Gessens in einem kleineren Rahmen statt.

Wir bitten um Anmeldung unter:

ruedel@uni-bremen.de

Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2023

Verleihung des Hannah-Arendt-Preises 2023 an Masha Gessen
Freitag, den 15. Dezember 2023 um18:00 im Rathaus Bremen, Obere Rathaushalle
Anmeldung erforderlich an: ruedel@uni-bremen.de

Masha Gessen, geb. am 13. Januar 1967 in Moskau, emigrierte 1981 mit ihrer Familie in die USA und kehrte 1991 als Journalistin nach Russland zurück, um den Übergang Russlands in Demokratie und Marktwirtschaft zu begleiten.
Gessen ist aktiv in der Schwulen- und Lesbenbewegung und berichtete laufend über russische Oppositionsinitiativen und NGOs.
Sie kehrte 2013 wegen der zunehmenden Verfolgung dieser Bewegung in Russland in die USA zurück. Gessen lebt gegenwärtig in New York City.
In einer Zeit, die von der autokratischen Erosion in den USA, von einem kriegsbereiten Totalitarismus in Russland und von gravierenden Konflikten zwischen den großen Mächten geprägt ist, wird politisches Verstehen im Arendtschen Sinn geradezu erste Bürgerpflicht. Mit ihren Büchern ebenso wie mit ihren Essays in The New Yorker und ihrer starken öffentlichen Präsenz öffnet Gessen neue Sichtweisen, die helfen, eine Welt im beschleunigten Wandel zu verstehen.

Begrüßung durch den Verein Hannah Arendt Preis für politisches Denken e.V.

Antonia Grunenberg

Für die Preisgeber

Björn Fecker für die Freie Hansestadt Bremen und
Imme Scholz für die Heinrich Böll Stiftung

Für die Jury
Michael Daxner

Laudatio
Ivan Krastev, ist bulgarischer Politologe und Permanent Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien.

Festvortrag
Masha Gessen
Gemeinsame Preisübergabe und Sektempfang im Rathaus

Das Kolloquium

Die Suche nach der Polis in totalitären und autokratischen Gesellschaften

Samstag, den 16. Dezember 2023 um 11:00 im Institut Français, Contrescarpe 19, 28203 Bremen

In einem totalitären, kriegführenden Staat wie Russland werden staatlicherseits alle „Oppositionsbewegungen“ zerschlagen. Doch wie sind die vielen kleinen, ums Überleben kämpfenden Initiativen des Protestes und des Widerstands zu würdigen?
Im Gespräch mit Masha Gessen und Ivan Krastev wird danach gefragt, wie das Bedürfnis nach einem Zusammenleben in Freiheit überleben kann. Moderation: Antonia Grunenberg

Veranstalter:
Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken e.V.
Heinrich Böll Stiftung Bremen
Heinrich Böll Stiftung Berlin
Senat der Freien Hansestadt Bremen
in Kooperation mit dem Institut Français Bremen

KI, Ich-Welten, Fake News – und der Raum des Politischen

Abendvortrag: Freitag, 6. Oktober 2023, von 18.00 – 20.00 Uhr
Katharina Nocun „Fake Facts“
Podiumsdebatte: Samstag, 7. Oktober 2023, von 11.00 – 14.00 Uhr
mit: Katharina Nocun, Nora Freya Lindemann und Peter Schmitt
Ort: Institut Français, Bremen, Contrescarpe 19

Durch Künstliche Intelligenz ist es möglich geworden, Nachrichten, Bilder, Videos, politische Reden, Interviews, kurz gesagt: ganze Wirklichkeiten »lebensecht« zu manipulieren und technisch zu klonen. Ganz zu schweigen von der aufdämmernden Gefahr künftiger Kriege, welche mittels technisch sich selbst überlassener, »autonomer« Waffensysteme geführt werden könnten.

Während über soziale Medien unzählige Verschwörungserzählungen, gefakte Wirklichkeiten, Desinformationen oder »alternative Fakten« verbreitet werden, warnen KritikerInnen des Digitalen vor einer zunehmenden Gefährdung der Demokratie und vor dem Zerfall politisch-öffentlicher Freiheitsräume. So wies vor über zehn Jahren Eli Pariser kritisch darauf hin, dass z.B. dank personalisierter Algorithmen die InternetnutzerInnen zusehends mit ihren eigenen Interessen und »Vorstellungen indoktriniert werden«. Darüber hinaus ist angesichts von massiven Überwachungspraktiken und der intransparenten Speicherung persönlicher Daten, maßgeblich verübt durch High-Tech-Konzerne, von gezielten »Übergriffen« auf die Persönlichkeits- und Freiheitsrechte der BürgerInnen die Rede. Kritische Stimmen behaupten zudem, dass aufgrund der ressourcen- und energieverschlingenden Produktion und Nutzung von Digitaltechnologien, die Vernichtung unserer (Über-)Lebensgrundlagen entscheidend vorangetrieben werde (Stichwort: anthropogener Klimawandel).

Doch inwiefern »steuern« bzw. manipulieren Algorithmen unsere Wahrnehmung der Realität bzw. unser politisches Weltverstehen? Und wer oder was gewährleistet uns noch die »Realität der Welt« (Arendt)? Welche Rückwirkungen auf gemeinsame freiheitliche und plurale Debattenkulturen sowie den Erhalt und die Neugründung politisch-öffentlicher Räume bestehen? Ist die allgegenwärtige Digitalisierung politisch und ökologisch regulierbar? Wie und wodurch konstituiert sich politische Freiheit in der (digitalen) Gegenwart? Und »last but not least«: Wie ist die allgegenwärtige Digitalisierung und Algorithmisierung sämtlicher Lebensbereiche demokratisch gestaltbar; und zwar zugunsten freier und selbstbestimmter Bürgerinnen und Bürger?

Wir möchten zu dieser Tagung einladen. Es diskutieren Katharina Nocun, deutsch-polnische Publizistin, Netzaktivistin und ehemalige Politikerin; Nora Freya Lindemann, Forschungsgruppe Ethik am Institut für Kognitionswissenschaft an der Uni Osnabrück und Peter Schmitt, Institut für Kultur- und Medienbildung am Medienwissenschaftlichen Institut Tübingen.

Eine Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Bund/Bremen und dem Institut Français Bremen.

Masha Gessen ist Hannah-Arendt Preisträgerin für politisches Denken 2023

Der „Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken e.V.“ zeichnet in diesem Jahr mit Masha Gessen, eine politische Schriftstellerin aus, die zu den mutigsten Chronist*innen der Zeit gehört“, so die Jury in ihrer Begründung.

Die Preisverleihung findet am 15. Dezember 2023 um 18 Uhr in der Oberen Rathaushalle im Bremer Rathaus statt. Den Preis werden übergeben der Vorstand des Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken e.V., der Bremer Senat und der Vorstand der Heinrich Böll Stiftung.

Seit Jahren beschreibt die russisch-amerikanische Journalistin und Schriftstellerin über politische Strömungen und Konflikte in der amerikanischen und russischen Gesellschaft. Als Analytikerin des Niedergangs und der Hoffnung berichtet sie über Machtspiele und totalitäre Tendenzen ebenso wie über zivilen Ungehorsam und die Liebe zur Freiheit. Sie schreibt über den mühsamen Alltag, über kulturelle Konflikte und den Kampf um demokratische Selbstbestimmung.

In einer Zeit, die von der autokratischen Erosion in den USA, von einem kriegsbereiten Totalitarismus in Russland und von gravierenden Konflikten zwischen den großen Mächten geprägt ist, wird das Verstehen geradezu erste Bürgerpflicht. Mit ihren Büchern ebenso wie mit ihren Essays in The New Yorker und ihrer starken öffentlichen Präsenz öffnet Gessen neue Sichtweisen, die helfen, eine Welt im beschleunigten Wandel zu verstehen.

Am Tag nach der Preisverleihung 16. Dezember um 11 Uhr findet ein round table mit der Preisträgerin statt.

Titel: Die Suche nach der Polis in totalitären und autokratischen Gesellschaften

Bildnachweis © Lena Di/Suhrkamp Verlag.

Masha Gessen, geb. am 13. Januar 1967 in Moskau.
1981 emigrierte sie mit ihrer Familie in die USA;
1991 kehrte sie als Journalistin nach Russland zurück, um den Übergang Russlands in Demokratie und Marktwirtschaft zu begleiten.

Gessen ist aktiv in der Schwulen- und Lesben-Bewegung und kehrte 2013 wegen der zunehmenden Verfolgung dieser Bewegung in Russland in die USA zurück; sie lebt gegenwärtig in New York City.

Auf Deutsch erschienen sind von ihr u.a.

Der Mann ohne Gesicht – Wladimir Putin. Eine Enthüllung, 2012

Die Zukunft ist Geschichte: Wie Russland die Freiheit gewann und verlor, 2018

Der aktuellste Titel ist Autokratie überwinden, 2020.

Gessen ist mehrfach ausgezeichnet worden; sie hat unter anderem 2019 den Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung und 2017 den National Book Award erhalten.

Festschrift Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2022

Festschrift 2022 (PDF, 468KB)

Festschrift 2022

Festschrift zur Verleihung des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken 2022 an Serhij Zhadan